«Baustellen bedeuten eine grosse Herausforderung – vor allem, wenn Strassen komplett gesperrt werden. Für uns in der Disposition kann die korrekte Planung einer Sperrung einen Aufwand von bis zu einem halben Tag bedeuten»
Viel Planungsaufwand für einen reibungslosen Busverkehr
Das Engadin ist nicht nur reich an schöner Natur, sondern auch reich an Events und – vor allem in den Sommermonaten – an Strassenbaustellen. Für Engadin Bus sind diese eine Herausforderung, die mit akribischer Planung gelöst werden.
Es ist ein sonniger Spätsommermorgen, der Verkehr auf den Engadiner Strassen läuft flüssig. Die Busse von Engadin Bus sind pünktlich unterwegs. In der Leitstelle ist man aber in den Vorbereitungen für den Folgetag. Dann findet der Alpabzug in Celerina statt und für diesen werden Strassen gesperrt. Für den Busbetrieb heisst das: Haltestellen müssen provisorisch verschoben oder für eine gewisse Zeit ganz aufgehoben werden.
Für Patric Maissen, stellvertretender Betriebsleiter und Disponent von Engadin Bus, ist dies aber kein Grund zur Sorge. Die Organisation bei Events klappe in der Regel sehr gut, auch weil viele Veranstaltungen regelmässig stattfänden und man mit den Verantwortlichen ein eingespieltes Team sei. Grösser ist der Planungsaufwand bei Baustellen, sagt Maissen: «Für uns bedeuten Baustellen eine grosse Herausforderung, vor allem wenn Strassen komplett gesperrt werden.» Bauunternehmen seien oft der Meinung, die Sperrung einer Strasse für eine halbe oder eine ganze Stunde sei kein Problem. «Für uns in der Disposition bedeutet eine korrekte Planung einer solchen Sperrung hingegen einen Aufwand von bis zu einem halben Tag», ergänzt er.
Eine Checkliste hilft
Damit bei einer Sperrung und Umleitung wegen einer Baustelle auch nichts vergessen geht, arbeitet die Leitstelle mit einer Checkliste. Diese umfasst unter anderem die Erstellung von Plakaten bei den vorübergehend aufgehobenen Haltestellen, die Information der Disponenten, die Erstellung von Weisungen oder das Programmieren der angepassten Route für die Leitstelle und die Busfahrer:innen, die an diesem Tag die Route bedienen. Informiert werden müssen auch der Kundendienst sowie das Marketing, damit auch die Kundinnen und Kunden von Engadin Bus entsprechend vorab informiert werden können.
Informiert werden muss auch das Bundesamt für Verkehr. Dieses kann mit den Daten nachvollziehen, wie viele Ausfälle und Störungen auf einer Strecke in einem Jahr angefallen sind. «Diese Informationen sind sehr detailliert», sagt Maissen, «so müssen wir etwa angeben, wegen welchem Ereignis – also etwa dem Porschetreffen, dem White Turf oder einem Naturereignis – eine Strecke nicht bedient werden konnte, welcher Abschnitt betroffen war und wie lange diese Situation andauerte». Ausserdem muss Engadin Bus festhalten, welche Massnahmen im Betrieb getroffen wurden, und ob die Sperrung oder Umleitung geplant oder ungeplant war.
Frühzeitig in Planung einbezogen
Ausser bei nicht vorhersehbaren Vorfällen wie Naturereignissen kommen ungeplante Strassensperrungen heutzutage fast nicht mehr vor. Inzwischen sei man gut vernetzt mit den Baufirmen und werde frühzeitig in die Planung einbezogen, führt Maissen weiter aus. «Wir werden zu Begehungen und Sitzungen eingeladen und können so die Bedürfnisse von Engadin Bus einbringen.» An diesen Sitzungen wird jeweils entschieden, ob eine Haltestelle nur verschoben oder für die Bauzeit ganz aufgehoben werden muss, darüber hinaus wird die Möglichkeit geprüft, ob für die Busse ein Korridor durch die Baustelle eingerichtet werden kann. «Unsere Gelenkbusse sind 18 Meter lang», ergänzt Maissen, «die brauchen viel Platz beim Manövrieren, ein Buskorridor ist deshalb nicht immer machbar.»
Neben den Baustellen gehören auch grosse Events wie Ski-WM, Engadin Skimarathon und White Turf zum täglichen Brot von Engadin Bus. «Diese grossen Events sind für unsere Planung zwar ebenfalls herausfordernd, grundsätzlich aber kein Problem», sagt Maissen, «da wissen wir wie es funktioniert.» Gerade bei einem alljährlich wiederkehrenden Event wie dem Skimarathon seien die Abläufe eingespielt. Trotzdem sind die Verantwortlichen von Engadin Bus bei den OK-Sitzungen mit dabei. Denn falls etwa wenig Schnee liegt oder wenn es zu warm und der See nicht gefroren ist, wird der Start von Maloja nach Sils oder Silvaplana verlegt. «Dann müssen auch wir unsere Einsatzplanung für die Busse anpassen», ergänzt er. Nichtsdestotrotz seien sie bereits heute in den ersten Vorbereitungen für den kommenden Skimarathon. Dazu gehört unter anderem auch die Buchung der rund 20 bis 30 zusätzlich benötigten Busse bei Busunternehmen aus dem Unterland und die Buchung der benötigten Übernachtungsmöglichkeiten für deren Busfahrer:innen.
Eines ist sicher: Langweilig wird den Mitarbeitenden in der Leitstelle bei Engadin Bus nicht.