«Fingerspitzengefühl ist das A und O als Chauffeur!»
Unsere Fahrkünstler – mit Herz und Seele dabei
Die Engadiner Fahrkünstler
Nach und nach treffen sie ein, die Wintergäste aus aller Welt. Es ist Simon Tschumpers liebste Zeit. Denn jetzt transportiert er mehrmals täglich nicht mehr nur eine Handvoll Gäste, sondern bis zu 150 Personen – plus Ski. Damit steigt das Gewicht des rund 18 Tonnen schweren Gelenkbusses auf bis zu 30 Tonnen an. Diesen geschmeidig und möglichst ohne Ruck durch die engen Gassen von Celerina und Pontresina zu fahren, braucht nicht nur ein gutes Auge. Auch viel Fingerspitzengefühl und noch mehr Erfahrung ist unabdingbar. Dazu kommt der viele Schnee, der den Fahrplan durcheinanderbringt, Gäste, die ihn nach Hotelzimmern, der angesagtesten Après-Ski-Bar oder geeigneten Busanschlüssen fragen, Touristen, die kein passendes Kleingeld für das Billett dabeihaben.
Fingerspitzengefühl ist gefragt
Simon Tschumper ist einer von 45 Fahrern im Team von Engadin Bus, auch eine ehemalige Lastwagenfahrerin ist dabei. Der Engadin Bus ist 2,55 Meter breit, die Strasse teilweise nur 5 Meter. Wenn nicht eine Ampel den Verkehr regelt, ist es hilfreich, den Fahrplan des entgegenkommenden Busses zu kennen. Denn nicht von ungefähr heisst es in Celerina: an den Farben der Häuser sieht man, welche Fahrzeuge vorbeifahren…
Abbremsen mit Gefühl
«Kasse, Billetts, Auskunft und Fahren ist das eine. Bis man aber den Fahrplan der Anschlussbusse kennt, dauert es seine Zeit.» Einige seiner Kollegen haben bereits Linienbus-Erfahrung, andere sind ehemalige Lastwagenfahrer. Doch das seien zwei Paar Schuhe, wie der gelernte LKW-Mechaniker Tschumper weiss. «Zwar hilft es beim Einschätzen der Kurven und dem Umgang mit dem Gewicht des Fahrzeugs. Doch eine abrupte Bremsung oder eine kleine Korrektur bei hohem Tempo sei mit einem Passagierbus tabu.» Nicht ganz einfach, wenn plötzlich ein Tier auf die Strasse springe – oder ein Passant in Gedanken – oder ins Natel – vertieft, unvermittelt die Strasse überquere. Doch ein freundliches Wort zu den Passagieren wirke da oft Wunder.
Mit Herz und Seele dabei
Seit neun Jahren ist der Samedaner schon Busfahrer aus Leidenschaft. Der Austausch mit den Menschen, das Unterwegssein und die Leute sicher von A nach B zu bringen, das alles gefalle ihm gut. So sehr, dass er auch schon mit dem Privatauto an einer Bushaltestelle angehalten habe, als er dort Gäste warten sah. Er lacht: «Die Macht der Gewohnheit. Ich hätte sie auch mitgenommen, aber in meinem Auto war nicht genug Platz für alle.»