Tal auf, Tal ab – einen Tag mit dem Engadin Bus auf Achse

Die meisten Fahrgäste sind einige Minuten und Stationen mit mir unterwegs. Nur die wenigsten ahnen dabei, welches Auf und Ab, welches Ein und Aus der Tag eines Linienbusses im Oberengadin mit sich bringt. Überraschungen und Hochgefühle, Tiefpunkte und Wohlfühlmomente wechseln sich im Takt. Gewöhnlich schnurrt bloss mein Motor im Heck, heute öffne ich für einmal auch die Schnauze.

  • Aufgeweckt:

    1/37Aufgeweckt:

    Giordano hat heute Garagendienst und holt uns aus dem Schlaf. Um 4:44 Uhr schliesst er das Depot in St. Moritz Bad auf.

  • Aufgefüllt:

    2/37Aufgefüllt:

    Aufmerksam schaut Giordano nach jedem Bus und versorgt uns mit frischem Öl, Kühl- und Scheibenwaschwasser.

  • Eingespielt:

    3/37Eingespielt:

    Inzwischen ist mit Simon der erste Chauffeur eingetroffen. Er bereitet sich und mich auf den Einsatz vor.

  • Aufbruch:

    4/37Aufbruch:

    Unser kleiner Sprinter ist vom Frühkurs Sils – St. Moritz bereits zurück, als ich um 05:54 Uhr als erster der 18 grossen Busse aufbreche.

  • Aufhellend:

    5/37Aufhellend:

    Die Leerfahrt führt durch das erwachende Tal nach Maloja.

  • Aufgewärmt:

    6/37Aufgewärmt:

    Vor der ersten fahrplanmässigen Fahrt um 6:20 Uhr nach St. Moritz geniessen Simon und ich einige ruhige Minuten.

  • Aufgefallen:

    7/37Aufgefallen:

    Ob Sonne, Wind und Wetter – täglich reisen diese beiden treuen Gäste und ihr Hund auf dem ersten Kurs mit uns.

  • Ausgestiegen:

    8/37Ausgestiegen:

    Oft drücken die beiden als erste den Stop-Knopf – in Sils, von wo sie jeden Morgen zurück nach Maloja spazieren.

  • Auf geht’s:

    9/37Auf geht’s:

    Neben Schülern gehören auch Tourengänger zu den Frühaufstehern.

  • Aufgetaucht:

    10/37Aufgetaucht:

    Kurz vor 7 Uhr erreiche ich plangemäss den Bahnhof St. Moritz, meine erste heutige Endhaltestelle.

  • Abgeändert:

    11/37Abgeändert:

    Von der Linie 4 werde ich zur Linie 6.

  • Aufgenommen:

    12/37Aufgenommen:

    In der morgendlichen Rush Hour werde ich zum Klassenzimmer.

  • Abgegangen:

    13/37Abgegangen:

    Die 6 im Display ist am Bahnhof Samedan passé. Grünes Licht für Linie 1, nun steht Pontresina an.

  • Ausgestiegen:

    14/37Ausgestiegen:

    Im Dorfkern von Samedan wechseln viele Jugendliche von meinen Sitzpolstern in die Schulbänke.

  • Abgedreht:

    15/37Abgedreht:

    In Pontresina werde ich zur Linie 2 und nehme wieder Kurs in Richtung Maloja.

  • Abgebogen:

    16/37Abgebogen:

    Vor dem Wahrzeichen von Sils-Baselgia – der Kirche San Lurench.

  • Aufheiternd:

    17/37Aufheiternd:

    Ich habe Maloja, St. Moritz und Pontresina ein zweites Mal hinter mir gelassen. Nun erhöht sich am Bernina die Drehzahl. Die Fahrt auf der Paradestrecke der Rhätischen Bahn ist auch für mich ein Höhepunkt.

  • Abgehoben:

    18/37Abgehoben:

    Die Talstation der Lagalbbahn auf 2100 Meter über Meer markiert die höchste Haltestelle in meinem Einsatzgebiet.

  • Abgelöst:

    19/37Abgelöst:

    Um 10:08 Uhr erhalte ich am Schulhausplatz in St. Moritz einen neuen Steuermann. Nach vier Stunden Konzentration hat Simon eine Pause verdient.

  • Eingeloggt:

    20/37Eingeloggt:

    Anton meldet sich mit seinem Chip im System an.

  • Abgewunken:

    21/37Abgewunken:

    Drei bis vier Chauffeure geben sich an einem Tag das Steuer in die Hand. Ich begegne unterwegs meinen diensthabenden Kollegen …

  • 22/37

    22) … am Laufmeter.

  • Aufgepasst:

    23/37Aufgepasst:

    Im berüchtigten «Celerina-S» holen wir Busse uns rund einen Drittel aller Schrammen und Beulen. Wenn hier ein Gelenkbus im falschen Winkel einfährt, kommt er nur noch rückwärts am Abschleppseil wieder raus.

  • Aufgetrumpft:

    24/37Aufgetrumpft:

    Beim «Horse Shoe», der berühmten Steilkurve der St. Moritzer Bobbahn, sind Pferdestärken und Wendigkeit gefragt.

  • Ausgetauscht:

    25/37Ausgetauscht:

    Um 14:08 Uhr übernimmt Simone für Anton. Jeder Chauffeur bestückt meine Kasse jeweils mit seinem eigenen Zahltisch.

  • Abwechselnd:

    26/37Abwechselnd:

    Hier Wolkenbruch, da Sonnenschein. Die Engadiner Berge wirken als Wetterscheiden. Die Witterung zwischen Maloja, Lagalb und hier, meinem nördlichsten Ziel Chamues-ch, unterscheidet sich teils wie Tag und Nacht.

  • Abgeholt:

    27/37Abgeholt:

    Von der Piste mit einem Schritt in den Bus – diesen Service nutzen heute um 16 Uhr wetterbedingt nur wenige.

  • Aufgeregt:

    28/37Aufgeregt:

    Immer wieder kommen Fahrgäste unabsichtlich an meine Stop-Knöpfe. Wie sich die Chauffeure im Stillen über manchen vergeblichen Halt ärgern, nehme meist nur ich wahr.

  • Ausgedient:

    29/37Ausgedient:

    Nach 11 Stunden auf Achse endet mein Dienst um 17 Uhr beim Bahnhof Pontresina. Freude herrscht im trüben Grau, denn jetzt erwartet mich das Wellness-Programm in St. Moritz Bad.

  • Aufgetankt:

    30/37Aufgetankt:

    Simone füllt zuhause 88 Liter Diesel nach. So viel habe ich heute auf 272 Kilometern verbraucht – rund 32 Liter pro 100 Kilometer.

  • Ausgeleert:

    31/37Ausgeleert:

    Bevor es unter die Dusche geht, befreien uns die Chauffeure jeweils von allen Abfällen ...

  • 32/37

    … und kehren das Gröbste aus.

  • Abgeschrubbt:

    33/37Abgeschrubbt:

    Simone sorgt persönlich dafür, dass ich morgen wieder glänze.

  • Eingesteckt:

    34/37Eingesteckt:

    Meine Elektronik ist stromhungriger als ein PKW. Über Nacht komme ich via Kabel zu neuer Extra-Power.

  • Abgewaschen:

    35/37Abgewaschen:

    Chauffeur Simone ist bereits auf dem Heimweg, als Massimiliano sich detailgenau um meinen Innenraum kümmert und alles blitzblank putzt.

  • Abgeschlossen:

    36/37Abgeschlossen:

    Wenn sich die Flotte gegen 22 Uhr in neuer Frische präsentiert, verlässt Massimiliano als letzter das Depot.

  • Einschläfernd:

    37/37Einschläfernd:

    Die Stille im dunklen Depot wird nun nur noch kurz von jenen vier Bussen unterbrochen, die gestaffelt vom Nachtdienst heimkehren – bis morgens um 4:44 Uhr ein neuer Tag anbricht.